Aggressionstheorie

 

 

Grundsätzlich gesehen, sind Aggressionen (lat. aggredi – angreifen, herangehen) gut. Wird man körperlich oder psychisch verletzt, und es entstehen Schmerzen, ist Aggression ein natürliches Schutzverhalten. So gesehen, stellt Aggressionen eine nützliche Funktion dar. In jeder Gesellschaft und zu einem gewissen Zeitpunkt existiert ein allgemeingültiges Maß, was gegenüber einer Ursache, eine angemessene Aggression ist. Von Kindesbeinen an lernt man den Umgang mit den gesellschaftlich vorgeschriebenen Normen von Aggression. Ein natürliches Maß an Aggressionen, was ein Mensch in sich trägt, ist wahrscheinlich erblich verursacht.

 

Seit Menschengedenken gehören Gewalttaten zwischen zwei Menschen zum Alltag. Ob wir es in der 5000 Jahre alten ägyptischen Malerei wiederfinden, in den unkommentierten Darstellungen des Alten Testamentes (Brudermord von Kain). Seit 100 Jahren beschäftigt sich die Forschung mit dem Thema Aggression.

 

Die verschiedenen klassischen Aggressionstheorien lassen sich in 3 Kategorien zusammenfassen:

Lern – Theorie:

Hier liegt der Schwerpunkt auf das individuelle und gesellschaftlich sozial geprägte lernen von Aggressionsverhalten. Die Prägung von grundlegenden Verhaltensmustern lief hier über das eigene Erleben und die Erfahrung, dass aggressives Verhalten als erfolgsversprechend wahrgenommen wurde. Oder es wurde von Vorbildern auf das eigene Verhalten übertragen.

Frustrationstheorie

Sie geht davon aus dass Aggressionen immer als Reaktion auf frustrierende Ereignisse entstehen und weniger auf impulsiven Reaktionen beruht. Die entstandenen Aggressionen müssen irgendwie zum Ausdruck gebracht werden.

Triebtheorie:

Vertreter dieser Theorie sehende im Menschen einen angeborenen aggressiven Trieb. Dieser gesunde, natürliche Trieb äußert sich ununterbrochen im menschlichen Denken, Fühlen und Handeln. Dieser Trieb darf nicht unterdrückt werden, sonst kommt es zu psychischen Störungen.

 

Vertreter jüngerer Aggressionstheorien wären:

Wilhelm Heitmeyer

Götz Eisenberg

Ferdinand Sutterlütty

 

Inzwischen verbindet man in der Forschung verschiedene Aggressionskonzepte:

 

In der therapeutischen Arbeit geht man immer mehr von einem Mix aus verschiedenen Ursachen aus:

sozialen und

kulturellen Bedingungen

frühkindlichen Einflüssen

alltäglichen Stresssituationen und

Körperlichen Voraussetzungen

 

 

Verschiedene Erscheinungen der Aggression:

 

äußerlich:
offene, direkte Aggressionen (physisch, mündlich)

verdeckte Aggressionen, (gedankliche Wunschvorstellungen)

indirekte Aggressionen (Schlechtes über andere reden),

Einzel – Aggressionen

Gruppenaggressionen (auch Krieg),

Selbst– Aggressionen

 

innerlich motiviert:

positive Aggressionen (z.B. Sicherung des eigenen Überlebens-Lebensraum-Nahrung, Schutz und Verteidigung der eigenen Kinder, engagierter Menschlichkeit  z.B. Zivilcourage, Sport, von der Gesellschaft tolerierte Aggression)

positive Aggressionen können im ersten Affekt auch positiv als Schutzreaktion oder-Reflex verstanden werden

auch konstruktiv und produktiv:

z.B.  bei beruflichen Rückschlägen nicht einknicken, sondern seinem ursprünglichen Ziel treu bleiben

dem Chef fachliche Kritik entgegenbringen

 

expressive Aggressionen:

(spontane Aggression, z. B. Ein Kind schimpft, weil es nicht das bekommt, was es möchte oder jemand wird verbal angegriffen und brüllt sofort zurück)

feindselige Aggressionen:

(jemand bewusst schädigen wollen)

instrumentelle Aggressionen:

(wenn man etwas bestimmtes erreichen möchte z.B. Geld oder eine Beförderung).

spielerische Aggressionen:

(Erwachsenenspiel, Kinder spielen)

 

 

Ursachen für gesunde Aggression im allgemeinen:

  • wenn Wünsche und Erwartungen nicht erfüllt werden (soziale Isolation, wenn Liebe und Anerkennung ausbleiben)

 

  • wenn man nur negative Rückmeldungen aus der Umwelt erhält (Trotzverhalten durch permanente abwertende Beurteilungen und negative Kritik durch Außenstehender )

 

  • Hauptsächlich kann man aggressives Verhalten auf Reaktion zurückführen, die die eigene Selbstliebe momentan oder langfristig (Schädigung des Selbstwertgefühls) in Frage stellen.

 

Der Unterschied zwischen Wut und Aggression:

Wut ist eine emotionale Reaktion. Wut ist eine gesunde Emotion, neben anderen wichtigen Emotionen, die wir in uns tragen. Dabei ist eine individuelle Grenze überschritten worden. Es gilt sie wahrzunehmen. Es kann eine Kraft sein, Dinge für sich positiv zu verändern.

Staut sich die Wut immer mehr an, kann es in aggressive Reaktionen umschlagen. Dies kann auch in einer Verhaltensweise münden, wo man bewusst die Verletzung einer anderen Person zum Ziel hat. Man kann sich damit auch langfristig für ein bestimmtes Ziel einsetzen. Ausschlaggebend ist der Grund für solch ein Verhalten.